Als Gastspiel des Theaters Magdeburg wurde Der Wildschütz zweimal im Goethetheater der Stadt Bad Lauchstädt gespielt. Der Eindruck war sehr zwiespältig. Das bezieht sich nicht zuletzt auf den Umgang mit Text und Musik. Wie schon beinahe üblich, fiel die Tanzszene im 3. Akt dem Genderwahn zum Opfer. Ungewöhnlich hingegen waren die beträchtlichen Kürzungen im 1. Finale. Die ganze Gewitterszene wurde gestrichen. Über Gründe dafür lässt sich allenfalls spekulieren. Der Dialog wurde vorsichtig modernisiert, der Text der 5000 Taler-Arie teils auch. Die Erfindung der Tante Irmgard, die Gretchen aufgestachelt hat, für einen opulenten Hochzeitsschmaus zu sorgen, ist schlicht überflüssig und bringt nichts.
Das Bühnenbild (Simon Holdsworth) war originell: alle Gebäude, aber auch sonstige Gegenstände und sogar Tiere waren in schwarz-weiß gehalten und mit deutscher Schreibschrift versehen. Da die Baronin „auf des Lebens raschen Wogen“ daherkommt, ruderte sie in einem aus Papier gefalteten Bötchen auf die Bühne. Auch die Kostüme (Dietlind Konold) waren hübsch, gespielt wurde leider nicht immer überzeugend (Inszenierung: Aron Stiehl).
Gesungen wurde durchgängig gut: Ronald Fernes (Graf), Undine Dreißig (Gräfin), Ralf Simon (Baron), Julie Martin du Theil (Baronin), Sylvia Rena Ziegler (Nanette), Johannes Stermann (Bacuöus), Irma Mihelič (Gretchen) und Peter Wittig (Pankratius).
Die Magdeburgische Philharmonie spielte unter der Leitung von Pawel Poplawski. Der Opernchor des Theaters Magdeburg sang. Chor und Orchester waren sich gelegentlich nicht einig über das einzuschlagende Tempo.
Bernd-Rüdiger Kern, besuchte Vorstellung: 19. Juni 2016