Der GMD Laurent Wagner ist mir von seiner kurzen Wirkungszeit in St.Gallen bekannt, ich war mir deshalb des Risikos bewusst, eine lange Reise für eine wenig attraktive Dirigierleistung in Kauf zu nehmen – andererseits bot sich in Gera und Altenburg die ganz seltene Möglichkeit, die Jubelkantate einmal zu hören.
Der Konzertsaal in Gera ist schön, gut bestuhlt und birgt eine anständige Akustik. Zu meiner Überraschung erwiesen sich der Sächsische Kammerchor und der Kammerchor der Hochschule für Musik Weimar als ausgezeichnete Körperschaften und hörbar gut geleitete dazu. Dies stand im Gegensatz zu den Gesangssolisten, die alle vier mit sehr eigentümlichen Gesangstechniken „brillierten“.
Mir hat die Kantate musikalisch ausnehmend gut gefallen. Natürlich wurde sehr schnell offenkundig, dass der Gesang der Chöre demjenigen der Solisten haushoch überlegen war, dass das Orchester „sehr ordentlich“ ist und dass der Dirigent mit seiner Kleinlichkeit eine gewisse „Bremswirkung“ ausübte. Diese Kleinlichkeit in Geist und Gestik machte sich in erster Linie bei den drei Orchesterwerken spürbar: Zauberflöten-Ouverture, Hummels Trompetenkonzert E-Dur und Mozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur wurden notengetreu herunterbuchstabiert, aber den Interpretationen fehlte der große Bogen darüber (die große russische Pianistin Tatjana Nikolajewa pflegte ihren Schülern einzubläuen „nicht Noten spielen – Musik machen!“). Genau das müsste man dem Trompeter Uwe Komischke auch sagen. Der spielt wahrscheinlich exakt, aber ohne Sinn für die Gesangslinie, die auf einer Trompete wunderbar zum Tragen käme, so man sie denn finden würde. Ich hätte dem Mann gerne empfohlen, sich ein paar Aufnahmen mit dem russischen Trompeter Timofei Dokschitzer anzuhören, notfalls mit dessen Schüler Nakariakoff.
Fazit: Für die Aufführung der Jubelkantate darf man dankbar sein. Sie bewies einmal mehr, dass Lortzing kompositorisch viel höher eingestuft werden muss, als das heute vielerorts Brauch ist.
Rico K. Oberleitner, besuchte Aufführung: 6. April 2017 (Gera)