Straubing: Man wird ja einmal nur geboren

Nachdem die Premiere im Oktober leider ausfiel, gelang es mir nur mit Mühe, wenigstens die letzte Aufführung des Pasticcios am dritten Spielort des Landestheaters zu erleben. Nach den positiven Berichten, die mir zuvor zugingen, war ich ein wenig enttäuscht, und das, obwohl ich der ausführlichen Schilderung von Dana Pflüger nur in einem Punkt widersprechen möchte und ihr auch nur wenig hinzufügen kann.

Mit der sängerischen Leistung war ich nicht so zufrieden wie die Erstberichterstatterin. Vielleicht liegt das daran, dass die Serie zu Ende geht. Jedenfalls gefielen mir die Sänger sowohl in Neustrelitz als auch in Saalfeld weitaus besser.

Wenig überzeugt hat mich auch der Aufbau des Stückes. Ob es eine Akteinteilung gibt – oder nur nach einem bestimmten Zeitablauf eine Pause – bleibt offen. Sollte die Pause allerdings die Akte trennen, entspricht der Aufbau des Stückes nicht der Dramaturgie Lortzings. Lortzing hätte eine dreiaktige Fassung gewählt und den Akt keinesfalls mit einer Arie enden lassen, sondern mit einem Ensemble. Davon gibt es doch genügend bei Lortzing. Man hätte nur auswählen müssen.

Nur angemerkt sei, das es Burschenschafter heißt, nicht –schaftler [ist korrigiert, Anm. d. Red.]. Was die Ermordung Kotzebues allerdings mit Lortzing zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

Größere Probleme hatte ich mit den politischen Aussagen des Stückes. Sie waren zu sehr von der aktuellen politischen Sichtweise geprägt und hatten kein Gespür dafür, daß man Aussagen Lortzings aus seiner Zeit verstehen und interpretieren muß und nicht aus der Gegenwart. Und der Vergleich von Robert Blum mit einem – vorsichtig ausgedrückt – drittklassigen SPD-Vorsitzenden von heute (oder gestern?), der in der Einführung zu hören war, ist völlig inakzeptabel. Das hat Robert Blum nicht verdient.

Bernd-Rüdiger Kern, besuchte Vorstellung: 16. Januar 2018